In diesen Tagen läuft die Krötenschutzaktion 2019 an der Nordlünerner Straße für dieses Jahr aus. Trotz 40 Jahren Krötenschutz an dieser Stelle und entsprechend großem Erfahrungsschatz haben uns unsere Amphibien auch in diesem Jahr mit neuen Superlativen und völlig ungewöhnlichem Wanderverhalten erneut überraschen können.
Pünktlich Ende Februar zeigten uns die ersten, kühnen Krötenmännchen an, dass es nun an der Zeit war, den Krötenschutzzaun entlang der Nordlünerner Straße und der Straße Hinter dem Holz im Unnaer Osten aufzubauen. Doch kurz nach dem Start der Krötenwanderung erreichten am Rosenmontag, den 04. März, Orkanstürme die Mitte Europas. Damit verbunden war ein plötzlicher und deutlicher Temperaturabfall auf nahezu 0 Grad Celsius, so dass die Wanderung erst einmal aussetzte.
Die Stürme ließen nicht nach und steigerten sich sogar bis zum nachfolgenden Sonntag zu einem nächsten Orkantief, so dass zum ersten Mal in der Geschichte der Krötenschutzaktion an der Nordlünerner Straße die Hilfsaktion aus Sicherheitsgründen abgesagt werden musste.
Trotz herabgestürzter Äste oder gar ganz umgeknickter Bäume blieb unser Krötenzaun jedoch von Sturmschäden zum Glück verschont und was noch wichtiger ist: es kamen weder Helfer noch Amphibien zu Schaden! Allerdings stellten uns unsere Kröten auf die Geduldsprobe: gut eingemummelt im tiefen Unterholz warteten sie einfach die zwei Sturmwochen geduldig ab und sahen vermutlich ganz entspannt zu, wie allabendlich ihre zweibeinigen Helfer den Zaun und die Eimer völlig erfolglos kontrollieren kamen.
Aber auch nach diesen beiden Sturmwochen stiegen die Temperaturen nur mäßig wieder an, so dass auch die Krötenwanderung in der dritten Woche nach Aufstellen des Zaunes sehr unstetig und mit geringen „Fangquoten“ verlief, bis dann am Freitag, den 22. März, der Frühling sich seine Bahn brach und wir den Krötenabend der Superlative erleben durften.
Denn dieser erste milde Vorfrühlingsabend des Monats März lockte (zum Glück, wie sich hinterher herausstellen sollte!) nicht nur viele Helfer sondern insbesondere unsere Kröten (massenhaft!) an den Zaun. Während sich die Helfer noch begrüßten und in Gruppen aufteilen wollten, ging es mit Einbruch der Dämmerung auf einmal schlag-artig los. Das Unterholz schien zu explodieren und Kröten aus allen Himmelsrichtungen strömten auf ihren Bestimmungsort, den Fischteich direkt an der Nordlünerner Straße, zu.
Schnell war klar, dass die noch kurz zuvor besprochene Arbeitsaufteilung hier heute nichts nützen würde, jetzt galt es: bücken, bücken, bücken! Kontrollgänge waren nur etappenweise möglich, da jeder Helfer binnen kürzester Zeit seinen Eimer bereits voller Kröten hatte, die dann, um zusätzlichen Stress für die Amphibien natürlich zu vermeiden, schnellstmöglich über die Straße zu ihrem Teich gebracht wurden.
Erst nach 22:00 Uhr ebbte der Zustrom an diesem Abend ab und die Helfer konnten zum ersten Mal ihre Rücken durchstrecken. Aber die Rückenschmerzen waren schnell vergessen, als Rolf Böttger die Zwischenstände zusammenrechnete und den gespannt wartenden Helfern die unglaubliche Zahl verkündete, dass an diesem Abend über 700 Kröten vor dem sicheren Straßentod gerettet werden konnten! So ein Tagesergebnis konnte zuletzt in den 1990er Jahren hier in Nordlünern erreicht werden.
Insgesamt wurden bei der Schutzzaunaktion an der Nordlünerner Straße in diesem Jahr über 1.700 Erdkröten gerettet. Ganz nebenbei gehen bei der Aktion den Helfern auch weitere Amphibienarten, wie Teichmolche, Bergmolche, Gras- und Grünfrösche ins Netz, die selbstverständlich ebenfalls sicher über die Straße gebracht werden. Ganz besonderes Anfängerglück hatte ein diesjähriger Ersthelfer, der sogleich beim allerersten von ihm kontrollierten Zaunabschnitt einen Laubfrosch entdeckte. Laubfrösche sind zwar an diesem Standort nicht selten, aber sie sind hervorragende und flinke Kletterer, die sich eigentlich nicht lange vom Zaun aufgehalten fühlen.
Da in den kommenden Abenden noch verstärkt mit Amphibien zu rechnen ist, die nun nach dem Ablaichen im Teich wieder zurück in ihre Sommerquartiere wandern möchten, finden derzeit am Standort auch weiterhin noch Nachkontrollen statt.
Der NABU bedankt sich hiermit ausdrücklich und ganz herzlich bei allen unermüdlichen Helfern, ob nun „alte Hasen“ oder „Ersthelfern“ und hofft auf ein Wiedersehen im Frühjahr 2020!